Javorca Geheimtipp Soča-Tal

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Javorca – Friedenskirche am Rand des Krieges

Die Javorca-Kirche im Nationalpark Triglav ist eine einzigartige Gedächtniskirche, die zum Gedenken an gefallene Soldaten des Ersten Weltkriegs erbaut wurde. Sie ist vollständig aus Holz gefertigt. Im Inneren ist die Kirche mit den in Holztafeln gebrannten Namen von über 2.500 österreichisch-ungarischen Soldaten verziert, die in den umliegenden Bergen gefallen sind. Sie dient als ein Ort der Erinnerung und des Friedens und wurde 2007 von der UNESCO zum Europäischen Kulturerbe erklärt. Die Kirche ist nicht nur ein Denkmal, sondern auch ein spiritueller Rückzugsort, der die Schönheit und die Ruhe der Natur mit der Geschichte der Region verbindet. Ihre schlichte Eleganz und ihr historischer Kontext machen sie zu einem bedeutsamen kulturellen Erbe. Jedes Jahr pilgern zahlreiche Besucher hierher, um der Opfer zu gedenken und die besondere Atmosphäre zu erleben.

Wer das Soča-Tal im Nationalpark Triglav besucht, denkt meist zuerst an die smaragdgrüne Soča, die spektakulären Schluchten von Tolmin oder die Wanderwege rund um Kobarid. Doch etwas abseits der großen Besuchermagnete – hoch über dem Tal der Tolminka – steht ein ganz besonderer Ort: die Friedenskirche des Heiligen Geistes in Javorca. Sie ist ein stilles Denkmal aus Holz und Stein, errichtet mitten im Ersten Weltkrieg, und noch heute ein Symbol für Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit.

Der Weg zur Heiliggeistkirche Javorca
Der Weg zur Heiliggeistkirche Javorca
Die Heiliggeistkirche Javorca liegt mitten im Nationalpark Triglav
Die Heiliggeistkirche Javorca liegt mitten im Nationalpark Triglav
Innenansicht der Javorca Kirche
Innenansicht der Javorca Kirche

Ein Ort für den Frieden – geboren aus dem Krieg

Im Frühjahr 1916, während sich die grausamen Kämpfe an der Isonzofront durch das Gebirge zogen, begannen Soldaten der 3. Gebirgsbrigade des XV. Korps der österreichisch-ungarischen Armee mit dem Bau einer Kirche. Unter der Leitung des Wiener Künstlers Remigius Geyling und des ungarischen Leutnants Géza Jablonszky entstand in nur 184 Tagen ein hölzernes Gotteshaus – nicht auf Befehl, sondern aus eigenem Antrieb der Soldaten. Sie arbeiteten in ihrer knappen Freizeit, nutzten freiwillige Spenden und trugen das benötigte Material größtenteils von Hand hinauf in die Einsamkeit von Javorca.

Entscheidend für die Wahl des Standorts war, dass der Ort gut geschützt und für den Feind kaum sichtbar war – und dass er in etwa gleich weit entfernt von den Frontlinien der Brigade bei Vodil vrh, Mrzli vrh, Sleme und Rdeči rob lag.

Ein architektonisches Gesamtkunstwerk

Das Fundament besteht aus grob behauenen Steinblöcken, darauf erhebt sich ein kunstvoll verzierter Holzbau aus Lärche und Fichte. Das Holz wurde aus dem Bohinj-Tal herangeschafft, per Bahn bis Most na Soči transportiert und anschließend mühsam bis zur Baustelle getragen. Mit einfachen Mitteln schufen die Soldaten ein Gebäude, das in seiner Gestaltung einzigartig ist: schwarze, eingebrannte Linien an Balken und Trägern erzeugen einen ornamentalen Effekt, der die ganze Struktur durchzieht.

Die Kirche ist 18 Meter lang, gut 7 Meter breit, und ihr mächtiger Glockenturm ragt stolz über den Eingang. Dort steht das Wort „PAX“ – Frieden, begleitet vom Doppeladler der Monarchie und einer Sonnenuhr. Die äußeren Wände zieren zwanzig stilisierte Wappen – sie stehen für die verschiedenen Kronländer der Donaumonarchie, darunter auch Triest und Fiume (Rijeka).

Ein Innenraum, der bewegt

Wenn du durch die Kirchentüre hineintrittst, kommst du in einen großen prächtigen Raum. Der Innenraum der Kirche ist harmonisch undtief symbolisch. Die hölzerne Kirche ist geprägt von den bunt bemalten Balken. Die dominierenden Farben – Schwarz, Blau, Gold und Weiß – stehen für Trauer, Hoffnung, Erhabenheit und Reinheit. Die grauen Mosaikböden geben dem Raum zusätzliche Ruhe. Besonders bewegend sind die 2565 Namen gefallener österreichisch-ungarischer Soldaten, die auf Eichenholztafeln entlang der Innenwände eingebrannt sind – ein stilles, würdiges Gedenken an Einzelne, die im Strom der Geschichte oft anonym verschwinden.

Der Altarraum ist ebenso durchdacht: Ein schwarzer, architektonisch gestalteter Tabernakel thront über einem mit einem Mosaik verzierten Altar. Der weiße, stilisierte Heilige Geist in Form einer Taube strahlt über allem. Viele Elemente – darunter geschnitzte Türen, der Kruzifix aus Lindenholz oder der vergoldete Eichenleuchter – stammen vom Tiroler Künstler Anton Perathoner, der nach Geylings Entwürfen arbeitete.

Eine Kirche mit bewegter Geschichte

Am 1. November 1916 wurde die Kirche feierlich eingeweiht. Doch schon im darauffolgenden Jahr – am 17. August 1917 – sollte die letzte Messe gefeiert werden. Sie wurde kurzfristig abgesagt. Was blieb, war das Bauwerk selbst – überliefert, dokumentiert und bewahrt. Trotz harter Winter, politischer Umbrüche und Kriegsschäden blieb die Kirche erhalten – wenn auch nicht ohne tiefe Spuren.

Die Kirche wurde mehrfach restauriert:

  • 1934 durch das italienische Militär
  • 1980–1982 durch das slowenische Denkmalamt
  • nach dem Erdbeben von 1998 erneut in den Jahren 2004–2005
  • zuletzt wieder im Jahr 2016

Heute steht die Kirche auf 571 Metern Höhe, eingebettet in eine karge, aber beeindruckende Landschaft. Sie ist denkmalgeschützt und seit 2018 Trägerin des „Europäischen Kulturerbesiegels“ – eine Auszeichnung für Orte mit besonderer Bedeutung für die europäische Erinnerungskultur.

Anreise und Anfahrt zur Javorca Kirche

Die Anreise führt über eine sehr schmale, kurvenreiche Bergstraße, die sich vom Tal der Tolminka rund 8 Kilometer hinauf bis zur Alm von Polog schlängelt. Wichtig zu wissen: Die Straße ist einspurig, teilweise nicht asphaltiert, sondern nur geschottert – also nichts für ungeübte Fahrer oder große Fahrzeuge. In den Sommermonaten Juli und August ist die Straße aus Sicherheitsgründen für den öffentlichen Verkehr gesperrt. In dieser Zeit ist die Kirche ausschließlich mit einem Shuttlebus erreichbar, der von Tolmin aus verkehrt. Das sollte man bei der Planung unbedingt berücksichtigen. Die Anreise erfolgt über eine schmale, kurvenreiche Bergstraße bis zur Alm von Polog, von dort geht es zu Fuß weiter – rund 20 Minuten Wanderung durch Stille und Landschaft.

Ein Geheimtipp im Soča-Tal

Die Mühe lohnt sich: Kaum ein Ort im Soča-Tal strahlt so viel Würde, Geschichte und Authentizität aus wie diese Friedenskirche. Wer Javorca besucht, wird schnell merken: Dies ist kein Ort für große Menschenmengen oder schnelle Selfies. Im Gegensatz zu den belebten Tolminschluchten ist Javorca ein Ort der Ruhe. Man hört das Rascheln der Bäume, vielleicht ein paar Vögel – und ansonsten: nichts. Wer einen Ort sucht, um die ruhige Seite des Nationalparks zu erleben, ist hier richtig.

Bei unserem Besuch war ein sehr netter Kassierer, der uns einige tolle Erklärungen zur Kirche gegeben hat. So konnten wir einen wirklich guten Eindruck von Javorca bekommen. Es ist ein besonderer Ort und auch lohnenswert, wenn du sonst nichts mit der Kirche zu tun haben möchtest. Ähnlich attraktive und spirituelle Orte sind das Kloster in Montserrat, der Dom zu Pisa, der Zentralfriedhof in Wien, das Felsenkloster St. Georgenberg, die Kapelle auf der Fane Alm und die Kirche im Obernberger See.

Sehenswert im Nationalpark Triglav

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